Veröffentlicht am 15.10.2022, Lesedauer: 11 Minuten
Markus Bendler lebt zwei Leben. Im einen ist er der freundliche und kompetente SPORT 2000 Händler „Rock’n’Roll” in Tirol. Im anderen ist er zweifacher Eiskletter-Weltmeister. Was ihm die Erfahrungen an der eisigen Wand fürs Leben bringen und warum er mit SPORT 2000 einen guten Ausgleich verbindet, verrät er im Interview.
Ich bin in der Nähe zum Klettergebiet Schleier-Wasserfall aufgewachsen und habe quasi in meiner Kindheit die dortige Entwicklung der Kletterelite bewundert. Die Inspiration durch die dortigen Kletterer wie Alexander Huber war so groß, dass wir damals all unsere Energie in unseren eigenen Fortschritt am Fels steckten und die Schwierigkeitsgrade nach oben schraubten.
Die Faszination für diese vergängliche Materie und der Wille, auch im Winter draußen klettern zu können, waren sicherlich maßgebend. Auch etwas aus der Not heraus, da wir zum damaligen Zeitpunkt keine guten Kletterhallen bei uns in der Gegend hatten.
Im Eisklettern ist der WM-Titel das höchste erreichbare Wettkampfziel. Diese Titel bedeuten mir retrospektiv sehr viel. Damals waren diese Titel sicherlich auch ausschlaggebend dafür, dass ich eine Zeit lang den Sport als Beruf ausüben konnte.
Eisklettern ist sehr anspruchsvoll in vielerlei Hinsicht. Neben den körperlichen Eigenschaften wie Kraft und Ausdauer braucht es mentale Stärke, um mit den Gefahren umgehen zu können. Ohne Geduld geht im Eisklettern nichts. Und dann ist da natürlich noch die wundervolle Natur, die den Schauplatz stellt.
Ein Schema gibt es nicht. Ich vertraue auf meinen Instinkt und die Erfahrung, die ich über Jahre gesammelt habe. Ich versuche dabei das Risiko so gering wie möglich zu halten und kehre lieber um, wenn ich mir nicht sicher bin. Mein Risikobewusstsein und auch meine Ängste haben sich mit zunehmenden Alter leider, oder Gott sei Dank, verändert.
Es ist schwer den einen besonderen Moment zu definieren. Spontan fällt mir die Erstbegehung des Wasserfalles Hengifoss in Island ein. 2007 besuchten Albert Leichtfried und ich die Insel im Norden, wobei uns unerwartet die erste Begehung des gefrorenen Hengifoss-Wasserfalles gelang. Es war einer der furchteinflößendsten Klettereien in meiner Karriere. Im Inneren des Eispanzers rauschten enorme Wassermassen und auf einer mehr oder weniger stabilen Eisstruktur arbeiteten wir uns vorsichtig nach oben. Bis heute wurde der Wasserfall nie mehr geklettert, was mich ehrlicherweise auch nicht wundert.
Der Prozess eine schwere Route zu klettern, macht auch Spass und spiegelt ein wenig das Leben wider. Man stellt sich einer Herausforderung mit ungewissem Ausgang. Der Erfolg entschädigt alle Strapazen.
Nur ein Wort: Erfahrung.
Natürlich! Meistens legen sich die Zweifel erst nach einer erfolgreichen Begehung. Ich würde behaupten, ohne Zweifel bewegt man sich nicht am persönlichen Limit.
Eis ist eine fragilere Materie als Fels und schnell vergänglich. Eisklettern ist sicherlich gefährlicher als Felsklettern, aber trotzdem mit Erfahrung und dem nötigen Respekt relativ sicher.
Prinzipiell wäre ein solides Kletterkönnen am Fels ein guter Grundpfeiler. Als Einstieg ins Eis empfehle ich einen Eiskletterkurs bei einer Bergschule.
In der Norm gibt es keinen Unterschied. Das Vertrauen in die Sicherungspunkte (Eisschrauben) ist für die meisten gewöhnungsbedürftig, da sie in der Regel von einem selbst angebracht werden. Ein ordentliches Selbstvertrauen schadet also nicht!
Eisgeräte (Steileis-Pickel), Steigeisen und Eisschrauben ergänzen die Ausrüstung zum normalen Alpinkletter-Equipment.
Die größte Herausforderung ist oft die Kälte. Ein guter Kompromiss aus warmer Kleidung mit möglichst geringem Gewicht und höchstmöglicher Bewegungsfreiheit ist der Schlüssel zum Spaß. Sehr wichtig sind die Handschuhe – der ideale Kandidat wäre wasserdicht, dünn für genügend Gefühl, warm und robust.
Bei unserem SPORT 2000 Rock’n’Roll ist alles bis ins letzte Detail verfügbar.
Die Geduld ist sicherlich in vielerlei Hinsicht eine Tugend, die ich beim Eisklettern oder generell am Berg oft brauchte und die mir heute im Alltag sehr oft hilft.
Der Job als SPORT 2000 Sporthändler ist sehr vielfältig und macht mir Spaß. Die täglichen Herausforderungen sind für mich eine erfüllende Aufgabe. Ich bediene und berate sehr viele Gleichgesinnte und Freunde, so sehe ich es mehr als Berufung denn als Beruf. Außerdem muss ich bei schönem Wetter sehr oft die Ausrüstung, die ich verkaufe, testen.
Ich denke schon. Sehr viele Kunden vertrauen uns weil wir sehr praxisnah beraten. Wir bedienen ausschließlich Sportarten, die wir selbst – nicht nur ich, sondern unser gesamtes Team – ausüben. Das macht uns denke ich sehr glaubwürdig.
Markus Bendler wurde 2007 und 2009 Eiskletter-Weltmeister, ist seit 2013 Inhaber des Rock’n’Roll Mountainstores und seit 2020 Teil der SPORT 2000 Familie. Er ist Vater von zwei Kindern und als Skitourengeher, Mountainbiker und (Eis-)Kletterer noch immer sportlich sehr aktiv.
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